Lass uns eine Kuh kaufen – Crowdbutchering mit KaufneKuh

von | Dez 19, 2016 | Innovative Konzepte | 0 Kommentare

Zugeben, das Wort Crowdbutchering klingt im ersten Moment etwas seltsam. Dahinter verbirgt sich allerdings keine Massenschlachterei, wie man vielleicht zunächst annehmen könnte, sondern ein Konzept, das die traditionelle Tierschlachtung und das Verteilen der Erzeugnisse digitalisiert. Kaufnekuh.de heißt die Plattform, auf der man sich mit anderen Nutzern eine Kuh „kaufen“ kann. Erst wenn es genug Käufer gibt, wird die Kuh, die laut Anbieter aus einer artgerechten Haltung kommt, geschlachtet. So wird nachhaltig sichergestellt, dass die Kuh auch restlos verwertet wird. Ein super Ansatz, wie ich finde, in einer Zeit, in der Tiere in Massentierhaltung leiden und für die Mülltonnen produziert werden.

Als Kind vom Lande ist diese Idee von KaufneKuh eigentlich nichts Neues für mich. Auf dem Dorf ist es keine Seltenheit, dass Bauern oder auch Privatleute bekanntgeben, wenn sie das nächste Mal ein Tier schlachten lassen und dann die Bestellungen aus dem Bekanntenkreis entgegennehmen. Mit Geschäftsmodellen wie KaufneKuh wird diese Tradition nun auch digital umgesetzt und das ermöglicht auch den Menschen in der Stadt, und da wohnen nun einmal die größten Bevölkerungsteile, an dieser Tradition teilzuhaben. Ich sehe darin einen kleinen Schritt zu einem sensibilisierten Bewusstsein des individuellen Fleischkonsums. Zumindest gibt es den Menschen, die sich für einen nachhaltigeren und ethischeren Weg des Fleischverzehrs entschieden haben, eine neue Möglichkeit dies auch tatsächlich umzusetzen. Ob das jetzt nun artgerechte Tierhaltung ist, vermag ich nicht zu beurteilen, aber er bringt den Tieren definitiv mehr Respekt entgegen.

KaufneKuh  geht es um Qualität und Tierwohl

Schon auf der Startseite wird klar, hier geht nicht um viel, sondern um gutes Fleisch. „Iss weniger Fleisch – und wenn, nur gutes und zurückverfolgbares“ lautet das Motto von KaufneKuh, das auch gleich auf der Seite ins Auge fällt. Die Qualität des Produktes steht hier im Mittelpunkt. Das wird auch nochmal durch das oben platzierte Video deutlich, in dem Gründer Ivo van Rijen seine Philosophie vorstellt, die neben der Fleischqualität vor allem auch das Tierwohl im Blick hat. Die Rinder stammen alle von kleinen Bauernhöfen und Familienbetrieben und wurden nicht in Massentierhaltung gemästet, sondern konnten schonend auf den Weiden der Bauern heranwachsen. Transparenz und die Zurückverfolgbarkeit des Fleisches ist dem Anbieter sehr wichtig, daher werden auch auf einer Unterseite die Bauern präsentiert, von denen die Tiere stammen.

Bewusstes Vorausplanen

Man kann entscheiden, ob man sich Teile von einer Biokuh oder einer konventionellen Kuh mit anderen teilen möchte. Dafür werden die Umrisse beider Arten schemenhaft auf der Seite präsentiert. Der Stand der farblich befüllten Fläche zeigt an, wie viel bereits von dem Tier verkauft wurde. Die Skala daneben verdeutlicht das noch einmal mit einer Prozentangabe. Damit kann der Kunde auch einschätzen, wie die lange es noch ungefähr dauern wird, bis er dann das Fleisch geliefert bekommt. Laut KaufneKuh dauert kann das zwischen 2-4 Wochen dauern, denn bis die Kuh restlos verkauft ist kann es eine Weile dauern. Sind genug Käufer gefunden, dann wird die Kuh geschlachtet und das Fleisch reift noch für zwei weitere Wochen. Mal so eben schnell bestellen und das Paket wird in den nächsten Tagen zugestellt, ist damit nicht möglich. Aber gerade das sehe ich nicht als Nachteil, sondern als etwas positives, da man sich viel bewusster damit auseinandersetzen muss, was man wann braucht. Um das ein wenig zu erleichtern, lag im Paket eine kleine „Inventarliste“ des Pakets bereit, die man sich an die Gefriertruhe heften kann, um anzukreuzen, wenn ein Fleischpäckchen aufgebraucht ist, sodass man rechtzeitig für Nachschub sorgen kann. Ein einfacher aber sinnvoller Trick, um den Kunden auch offline bewusst mit der Marke interagieren zu lassen.

Die Zulieferung

Ich muss gestehen, dass ich zunächst unsicher war, ob ich wirklich bestellen soll. Das lag aber nur an der Zustellung. Immerhin handelt es sich um schnellverderbliche Lebensmittel. Die Kühlkette sollte nicht unterbrochen werden und wenn ich etwas nicht mag, dann ist es Fleisch wegwerfen zu müssen. Da man im Vorfeld nur ungefähr abschätzen kann, zu welchem Zeitpunkt die Kuh geschlachtet wird, macht das die Planung etwas schwierig, schließlich kann es sein, dass man nicht sicher sagen kann, ob man zum Zeitpunkt der Lieferung tatsächlich zuhause oder auf der Arbeit oder vielleicht auch ganz woanders ist. Ich habe mich dann aber doch von dem souveränen Auftritt der Plattform beim Thema „Zustellung“ überzeugen lassen und habe mich für ein kleines Fleischpaket entschieden.

Ein transparenter Prozess baut die Zweifel ab

Die FAQs erklären den Prozess sehr verständlich: Nach Bestellung des Pakets wird man mit vier E-Mails auf dem Laufenden gehalten. Man erhält eine Nachricht

  • wenn das Tier vollständig verkauft ist
  • wenn es geschlachtet ist und das Fleisch für 2 Wochen reift
  • in der Woche vor Lieferung als Erinnerungsmail, sodass man bis Freitag 8 Uhr noch den Lieferort und den Liefertag ändern kann
  • einen Tag vor Versand des Pakets zur letzten Erinnerung.

Zugestellt wird per Expresslieferung an zwei möglichen Tagen: mittwochs und freitags zwischen 8 und 13 Uhr. Auch das hat mich zunächst ins Grübeln gebracht, schließlich ist man das beim üblichen Onlineeinkauf nicht gewohnt, dass nur an zwei Tagen geliefert werden kann. Aber es handelt sich hier nicht um den üblichen Einkauf. Es geht um Lebensmittel, die eine spezielle Herausforderung für die Händler darstellen. „eFood“ und speziell frische Lebensmittel sind spätestens seit Amazon Fresh ein heißes aber vor allem auch ein komplexes Thema im E-Commerce. Es geht um die Zustellung von sensiblen Waren und die kostet die Unternehmen eine ganze Stange Geld. Bei einem von Jochen Krisch geleiteten Panel zum Thema „eFood“ auf der letzten Swiss E-Commerce Conference im November 2016 blieb mir vor allem eine Aussage von Udo Rauch, von Commerce Tools, hängen:

„Grocery E-Commerce is much more expensive. You don´t do it for the profit, you do it because you have to.“

Kühlakkus

Das zeigt deutlich, wie sensibel das Thema immer noch ist und dass noch kein Unternehmen wirklich die ideale Lösung gefunden hat. Vielmehr sind die Supermarktkonzerne durch den drohenden Einstieg von Amazon Fresh in Deutschland getrieben und zum Handeln gezwungen. Vor diesem Hintergrund erscheint mir der Zustellungsprozess von KaufneKuh sehr durchdacht und effektiv zu sein. Ich habe allerdings das Glück, dass ich das Paket auf die Arbeit liefern lassen kann. Das kann mit Sicherheit nicht jeder, sodass es die Angelegenheit etwas komplizierter machen könnte. Bei meinem Paket hat das hervorragend geklappt.

Fleischpaket

Das Fleisch war in einer Schutzhülle und mit Kühlakkus ausreichend gekühlt, um es dann abends mit nach Hause zu nehmen und dort entsprechend zu versorgen. So ist es möglich, dass das Paket auch bei einem Nachbarn abgegeben werden kann, wenn man nicht zu Hause ist, ohne dass dieser versuchen müsste, es in seinem Kühlschrank unterzubringen. Wie gesagt, es ist noch lange nicht ideal, aber man muss jetzt auch keine großen Kompromisse eingehen. Nicht mehr als bei der Bestellung eines Fleischpakets, das ja an sich auch ein gewisser Kompromiss ist.

Content Marketing mit Brutzeltipps

Denn angeboten werden jeweils ein Mini- und ein Maxi-Paket, sodass man nicht nur Steaks oder Würstchen bestellen kann, sondern jeder Kunde von allen Teilen etwas bekommt. Immerhin soll man ja die Kuh komplett verwerten. Bei den unterschiedlichen Fleischteilen ist daher auch eine Vielfalt an Rezepten möglich und das wird vom KaufneKuh auch sinnvoll für die Contentproduktion auf der eigenen Rezeptlandingpage genutzt. Die Rezepte wurden auf die Fleischpakete vom KaufneKuh abgestimmt, sodass die Plattform auch gleich zur Anlaufstelle für Rezeptideen wird. Ein paar mehr Rezepte sollten es dann aber schon sein. Man wird zumindest aufgerufen, seine Rezepte auf der Seite zu teilen. Aber vielleicht wäre hier eine Schnittstelle zu Instagram ein sinnvolle Ergänzung, um den Communitygedanken zu stärken und das Hochladen der Rezepte zu erleichtern.

Fazit

Kundenporgramm

Kunden werben Kunden

Meine anfänglichen Bedenken bei der Zulieferung haben sich als unnötig herausgestellt. Die Webseite schafft es, diese Hemmungen zu beseitigen und mit den E-Mails ist man jederzeit auf dem Laufenden. Hier würde sich die Nutzung eines Messengers wie Whatsapp anbieten, denn bei E-Mails besteht auch immer die Gefahr, dass man diese nicht unmittelbar überprüft. Mit Push-Nachrichten wäre das meiner Meinung nach noch besser gelöst.

Alles in allem stimmt mich das Unternehmen und der Shop aber durchweg positiv. Ich habe mich zu jedem Zeitpunkt meiner Customer Journey gut betreut gefühlt und bin vom Service überzeugt. Und auch das Kundenbindungs- und Kundengewinnungsprogramm ist attraktiv für die Kunden konzipiert. Wenn ein Freund auf meine Empfehlung sein erstes Paket bestellt, dann bekommt er direkt 5 Euro Rabatt und ich den gleichen Rabatt auf meine nächste Order. Die sogenannten KuhPons kann ich sammeln und gebündelt für meine nächste Bestellung einlösen. So haben alle Parteien was davon.

Jetzt freue ich mich aber erst einmal auf die Gelegenheit, das Fleisch ausprobieren zu können. Die hat sich bisher noch nicht ergeben, aber es heißt nicht umsonst: „Iss weniger Fleisch – und wenn, nur gutes und zurückverfolgbares“. Die Vorfreude steigt 😉

(Titelbild: symbiot/Shutterstock)

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